Die KinderKinoMacher im Kommunalen Kino Pforzheim

In Pforzheim leben Menschen aus 147 Nationen und bereits 54 Prozent der Stadtbevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Die steigende Zahl der Flüchtlinge führt in unserer Gesellschaft zu einer kontrovers geführten Diskussion und ihre Anwesenheit wird als Gefahr für die Sicherheit empfunden. Um einer Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, realisiert das Kommunale Kino seit Jahren interkulturelle Projekte und setzt sich für ein gutes Miteinander ein.

Mehr als die Hälfte der Geflüchteten in Pforzheim sind Kinder und Jugendliche. Und sie haben es bei ihrem Ankommen in einer neuen Gesellschaft besonders schwer, da sie aufgrund der sprachlichen Barriere kaum Unterstützung von ihren Familien erfahren können. Die unbekannten Strukturen im Bereich Bildung und der kulturellen Partizipation einerseits und die finanzielle Situation andererseits erschweren diesen Weg zusätzlich.

Genau hier setzt das Koki mit dem Projekt „Mit Film begegnen“ an: Mit einem filmischen Angebot für geflüchtete Familien, wird dieser Gruppe die Möglichkeit geschaffen, sich dem Medium Film anzunähern, den Ort Kino positiv zu erleben und durch kulturelle Teilhabe den Weg der Integration zu ebnen.

(c)Bärbel Schierling/Pforzheimer Zeitung

Gleichzeitig wird Begegnung mit beheimateten Familien gefördert, um durch gemeinsame Aktivitäten und kreatives Schaffen, Verständnis für einander zu entwickeln und die Vorbehalte gegen Flüchtlinge zu entkräften.

Die TeilnehmerInnen des Projektes, die so genannten KinderKinoMacher, sind Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Seit April trifft sich die Gruppe, um monatlich eine Filmveranstaltung zu planen, zu organisieren und durchzuführen. Dabei sind die KinderKinoMacher in vielen Bereichen der Kinoorganisation eingebunden: Sie suchen die zu zeigenden Filme aus, sie übernehmen die Einladung der Gäste (weitere geflüchtete Familien mit Kindern) und entwerfen Flyer. An den Filmnachmittagen übernehmen sie den Einlass, moderieren durch die Veranstaltung und erläutern ihren Gästen, was nach dem Film noch passiert. Im Mittelpunkt stehen dabei neben der Stärkung der audiovisuellen Medienkompetenz auch Spracherwerb, Wortschatzerweiterung, schulbegleitende Förderung  sowie Stärkung sozialer Kompetenzen. Um die Durchmischung mit der Pforzheimer Bevölkerung zu fördern, bleiben die Filmveranstaltungen auch allen anderen Kinobesuchern offen.

Im Anschluss an den Film gibt es für alle Kinder eine kreative Nachbereitung in Form von Bastel- oder Malaktionen. Zeitgleich findet für die Eltern ein Elterncafé statt. Die KinderKinoMacher übernehmen hierbei eine wichtige Rolle, denn sehr verantwortungsbewusst kümmern sie sich um ihre Gäste und helfen z.B. bei dem Bastelangebot den jüngeren Kindern. Die Nachbereitung greift immer das Thema des Filmes auf und setzt sich kreativ damit auseinander. Unter Anleitung von geschulten Honorarkräften „erschaffen“ die Kinder kleine Kunstwerke, haben aber auch die Möglichkeit über den gesehenen Film zu sprechen. Während der Nachbereitung können die Eltern ihre Kinder z. B. beim Bastelangebot unterstützen, haben aber auch die Möglichgeit sich mit Pforzheimern auszutauschen. Das Elterncafé ist somit eine Plattform, sich über den Film aber auch über andere Themen, wie z.B. Kindererziehung oder Schulsystem auszutauschen. Dadurch wird die Elternkompetenz in zweierlei Hinsicht gestärkt: Zum einem wird „Quality Time“ mit dem Kind gefördert und zum anderen trägt der Austausch zur Wissens- und Wertevermittlung der Eltern bei. Zusätzlich wird sowohl bei den Kindern als auch bei den Eltern die Sprachkompetenz gestärkt.

Die Filmnachmittage finden großen Zuspruch bei der Zielgruppe und sind beinahe immer ausgebucht. Die Eltern, meistens Mütter, sind froh über das Angebot und die Möglichkeit, ihre in den Sprachkursen erworbenen Deuschkenntnisse im Elterncafé auch anzuwenden. Die Mütter von KinderKinoMachern berichten, dass ihre Kinder schon nach wenigen Veranstaltungen viel Selbstbewusstsein getankt haben. Und dass dies sogar LehrerInnen in der Schule aufgefallen sei. So gehen sowohl die KinderKinoMacher als auch die Besucher der Filmveranstaltungen gestärkt aus dem Projekt hervor.

Mirzeta Haug/Sebastian Hilscher
vom Kommnunalen Kino Pforzheim

Die Pforzheimer Zeitung berichtete: https://www.pz-news.de/pforzheim_artikel,-Pforzheimer-Kinder-aus-Fluechtlingsfamilien-werden-zu-KinderKinoMachern-_arid,1243272.html